175 Jahretverein Anhoeima lt   
     

Brauchtum und Tradition

Palmsonntag









Aufnahme um 1930 am Wall bei Onstein




Palmsonntagsumzug der Anholter Kinder

von Klaus Zelzner, März 1997

 

Der Brauch ist in Anholt schon mindestens seit Anfang des 19. Jahrhunderts überliefert.

Das Palmsonntags - Brauchtum allgemein ist vornehmlich aus Süddeutschland und Österreich bekannt. Hier wurden bis ins 20.Jahjrhundert hinein bei Palmprozessionen sogenannte "Palmesel" aus Holz mitgeführt, vereinzelt auch beritten durch eine segnende hölzerne Christusfigur. Das war aber nur in den südlichen und südwestlichen Gegenden des Reiches üblich. 

Der Brauch des Tragens von verzierten Palmstöcken an diesem Sonntag vor Ostern kommt offensichtlich aus den benachbarten katholischen Gegenden der südlichen Niederlande  und den flämischen Teilen Nordbelgiens.

 So erschien z.B.1961 bei der niederländischen Post eine Sondermarke, auf der Kinder, die eine Art geschmückten Palmstock tragen, abgebildet sind.

Wahrscheinlich ist dann in der Barockzeit um 1760 die Tradition vom damaligen Herzogtum Hoogstraaten (bei Antwerpen) unter dem Fürsten Nicolaus Leopold zu Salm-Salm, der dort meistens residierte, in die Herrschaft Anholt übernommen worden.

Für diese Annahme spricht die erwähnte Tatsache, dass in hiesiger Gegend ein Palmsonntagsumzug mit Palmstöcken ausschließlich auf Anholt beschränkt war. Schriftliche Nachweise sind aber, soweit feststellbar, dazu nicht vorhanden.  

Der Palmsonntagsumzug fand bis in die Gegenwart immer zwischen den beiden Sonntagsgottesdiensten, also zwischen 9 und 10 Uhr, statt.  

 




























An ihm beteiligten sich im Wesentlichen die Vorschuljahrgänge aus dem Kindergarten (die Kleinsten bis in die 1970er Jahre auf Wagen gefahren) und früher auch die Kinder der ersten und zweiten Jahrgänge der Volksschule. Traditionsgemäß lag also das Höchstalter der Kinder bei etwa 8 Jahren. Sie zogen mit reich behangenen Palmstöcken in Begleitung ihrer Eltern oder älteren Geschwister durch die Straßen der Stadt. Dabei sangen sie sich ständig wiederholend das oben stehende Palmsonntagslied auf

"Aanholts Platt". 















Die Palmstöcke, die von den Eltern geschenkt und geschmückt wurden und werden, stammen von einem Weidestrauch. Sie müssen in besonderer Art gewachsen sein und zwar so, dass sie am oberen Ende vier dünne Äste haben, von denen sich je zwei am Stock gegenüber stehen. Die Rinde dieses Stocks wird dann abgeschält, sodass er eine weiße Farbe erhält. Alsdann werden die gebackenen "Möskes" (Vögel) mit "Palm" (Buchsbaum) verziert auf die Enden der Zweige gesteckt. Der Stock selbst und die Äste werden mit Buchsbaum umwickelt. Auf die Spitze des Palmstocks kommt ein besonders großer Vogel, der auf seinem Rücken je nach Umfang mehrere Küken trägt. Die Möskes wurden von allen Bäckereien der Stadt in verschiedenen Ausführungen und Größen gebacken.  




























Eine eigene zusätzliche Art Backwerk für den Palmstock war der sogenannte Kräkling, der von oben über den Stock gestülpt wurde und durch dessen vier Öffnungen die Seitenäste gesteckt wurden. Diese Kräklinge kamen aber in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts mehr und mehr außer Gebrauch.  Der in Anholt 1888 geborene damalige Kaplan Julius Willing (gest. 1951, Pfarrer von Marienbaum) hat in einem Beitrag für die Zeitschrift "Westmünsterland" 1917 über die Palmsonntagsfeier in Anholt in seiner Jugend die Kräklinge genau beschrieben. Schließlich kommen auf den Palmstock auch Äpfel oder Apfelsinen, die auf den Stock oder die Äste gespießt werden, und auf eine Schnur gereihte Zuckerplätzchen, Pflaumen, Rosinen, welche dann ergänzt um "Palm" um die Äste gewickelt wird und sie miteinander girlandenähnlich verbindet. Im Wesentlichen hat sich der Schmuck eines Palmsonntagsstockes bis heute unverändert  erhalten.  

















Der Palmzug wird seit 1947 vom Heimatverein Anholt, der dieses Brauchtum fortsetzt und damit erhalten hat, ausgerichtet. Seit Mitte der 1970er Jahre ist der Zug in die kirchliche Palmsonntagsfeier einbezogen. 





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St. Martin in Anholt

Tradition des St.Martinszuges in Anholt 














Hintergrund

Der Martinszug in Anholt greift auf eine alte Tradition zurück. Den ersten Umzug gab es 1925. Er wurde von Paula Huyink (bis ca. 1940 Hotel und Gasthof Huyink, Isselburger Str. 1) ins Leben gerufen.

Zu der Zeit führte der Martinzug noch zum Schloß, wo die Tütenausgabe durch die Fürstliche Familie erfolgte.

1927 nahmen 320 Kinder aus Anholt und der Umgebung am Martinszug teil.

Anwohner schmücken ihre Vorgärten bzw. ihre Fensterbänke mit kleinen Fackeln. 


Martinsgeschichte

Seit einigen Jahren findet der Auftakt des Umzuges auf dem Festplatz (Schneidkuhle) statt. Kinder, Betreuer, Lehrer und Eltern versammeln sich in einem großen Kreis. In der Mitte des Kreises wird von St. Martin und dem Bettler die Martinsgeschichte vorgetragen. Dann beginnt der Umzug und der Heimatverein geht mit der großen Fackel voran, gefolgt von St. Martin auf dem Pferd und von Feuerwehrmännern mit Fackeln begleitet, gehen die Kinder durch die Stadt. Die musikalische Begleitung übernehmen das Anholt Grenzlandtambourkorps und die Bläsergruppe des Isselburger Blasorchesters. 


Martinsgeschichte












Seit einigen Jahren findet der Auftakt des Umzuges auf dem Festplatz (Schneidkuhle) statt. Kinder, Betreuer, Lehrer und Eltern versammeln sich in einem großen Kreis. In der Mitte des Kreises wird von St. Martin und dem Bettler die Martinsgeschichte vorgetragen. Dann beginnt der Umzug und der Heimatverein geht mit der großen Fackel voran, gefolgt von St. Martin auf dem Pferd und von Feuerwehrmännern mit Fackeln begleitet, gehen die Kinder durch die Stadt. Die musikalische Begleitung übernehmen das Anholt Grenzlandtambourkorps und die Bläsergruppe des Isselburger Blasorchesters. 















Kinder der Kindertagesstätten von AWO, DRK u. kath. Pfarrgemeinde sowie die Kinder der Grundschule haben zuvor einige Wochen an den Fackeln gebastelt. In jedem Jahr sieht man vereinzelt noch die ehemals traditionellen Rübenfackeln. Auch gibt es die bunten Papierfackeln. Fackeln, mit wechselnden Motiven, überraschen jedoch jährlich und kommen häufig von den Kindern aus den Kindertagesstätten. 




Vorbereitung und Gabentüten











Eine wichtige Funktion obliegt dem Heimatverein als Veranstalter in der Vorbereitung und besonders in der Finanzierung der bisher üppig gefüllten Tüten für die Kinder. Ca. 25 Sammlerinnen und Sammler sind einige Wochen von Haus zu Haus unterwegs, um das Geld einzusammeln. 



Besuche in Alten- u. Pflegeeinrichtungen

Bereits am Nachmittag des Umzugstages bringen die Kinder der Kindertagesstätte „Arche“ die Weckmänner zum Alten- u. Pflegeheim „Haus Rothkirch“ und tragen den Bewohnern einige Martinslieder vor.

Im Anschluss an den Umzug besucht St. Martin, begleitet von Mitgliedern des Heimatvereins, die Bewohner des Augusta-Hospitals. Auf den Stationen werden

Weckmänner verteilt. In der Eingangshalle spielt die Bläsergruppe Martinslieder. 


Lieder

In den Wochen vor dem Martinsumzug werden in Kindertagesstätten und Grundschule Lieder einstudiert. Das am häufigsten gesungene Lied geht so:

Sönte Martins Vögelken

Sönte Martins Vögelken

hät so’n rond, rond Kögelken

flaog also hooge

äöwer de Kätkes Toorne

äöwer de Rhijn,

äöwer de Rhijn heissa,

Sönte Martin!

 

Sönte Martin, et es kaold

gäw mijn doch en Stöcksken Haolt

wo ek mijn dran Wärme

met mijne kaolden Ärme.

Gäw wat, gäw wat

gäw dän armen Tönnes wat.

 

Tönnes, Tönnes, decken Schleef

hät sijn Vader än Moder neet leef;

Kärken häw ne Toorne,

Kuije häw ne Hoorne

än de Tutemann häw ne Blaose.

 

Hioer wohnt ein reicher Mann,

der uns vieles geben kann.

Vieles soll er geben,

lange soll er leben,

selig soll er sterben

und den Himmel soll er erben.

 

Gott sall öm lohnen,

mät hondertdüsend Kronen,

mät hondertdüsend Räöckskes an ...

door kömp Sönte Martin an!

 

Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind

Sankt Martin, Sankt Martin,

Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind

sein Roß, das trug ihn fort geschwind.

Sankt Martin ritt mit leichtem Mut,

sein Mantel deckt ihn warm und gut.

 

Im Schnee saß, im Schnee saß,

im Schnee da saß ein armer Mann

hat Kleider nicht, hat Lumpen an.

„O, helft mir doch in meiner Not

sonst ist der bitt’re Frost mein Tod.“

 

Sankt Martin, Sankt Martin,

Sankt Martin zieht die Zügel an

sein Roß steht still beim braven Mann.

Sankt Martin mit dem Schwerte teilt

den warmen Mantel unverweilt.

 

Sankt Matin, Sankt Martin,

Sankt Martin gab den halben still,

der Bettler rasch ihm danken will.

Sankt Martin aber ritt in Eil‘

hinweg mit seinem Mantelteil. 

Die Laternen wurden früher aus roten Rüben geschnitzt, oder es wurden die reinsten Kunstwerke aus Pappe und Draht hergestellt. Später kamen die fertigen Papierlaternen hinzu und der Umzug führte durch den alten Ortskern von Anholt. Kirchberg (Wall) und Mühle wurden mit Pechfackeln von der Feuerwehr hell erleuchtet.




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